
Disputa
Eine nie dagewesene Krise
Zur lautlosen Implosion der Kirchen in Westeuropa
Kirche und Gottesglauben befinden sich in einer nie dagewesenen Krise. Die Profanisierung der Liturgie und der Abbruch der Glaubensweitergabe nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben ebenso dazu beigetragen wie die Untaten von Priestern an Kindern und Jugendlichen. Im Folgenden die Analyse eines beispiellosen Verfalls, den die deutschen Bischöfe mit einem „Synodalen Weg“ aufhalten wollen.
Stürzen wir nicht fortwährend?
Gedanken auf dem Weg in die Katastrophe
von Ludwig Ring-Eifel
Das inoffizielle Vorwort zur Präambel des Grundgesetzes lautet: Die freiheitliche Gesellschaft lebt von Werten und Voraussetzungen, die sie selbst nicht schaffen und garantieren kann (frei nach Wolfgang Böckenförde). Dieser paradoxe Satz wird angesichts der anhaltenden, tiefgreifenden Kirchenkrise zum Menetekel: Wenn die uralte vor- und überstaatliche Institution, die Europas Kulturen jahrhundertelang formte und führte, ins Taumeln gerät, sind die Folgen grundstürzend. Staaten, Parteien und Demokratien sind aus ihrem Schoß hervorgegangen. Sie haben sich im Rückgriff auf die Kirche ebenso wie in Abgrenzung und Emanzipation von ihr geformt und definiert. Und nun verlieren sie ihren archimedischen Punkt. Der Nordstern des Systems, an dem sich alle – gegebenenfalls auch durch Abwendung von ihm – orientierten, verblasst, am Ende wird er unsichtbar.